Die Digitalisierung aller Lebensbereiche schreitet unablässig voran. Schulen sind sehr unterschiedlich darauf vorbereitet. Die Löheschule setzt sich seit Jahren mit dem Thema auseinander und versucht die Möglichkeiten der digitalen Technik und der Neuen Medien zu nutzen und gleichzeitig die Risiken zu minimieren.
Digitalisierung von Unterrichtsprozessen ermöglicht
Zugleich lassen sich auch Risiken benennen. Jugendliche nutzen zu über 90 % ein Smartphone, um sich über Soziale Netzwerke auszutauschen oder zu spielen. Die digitale Technik besticht durch augenblickliche Rückmeldung und eine bisher nicht gekannte Form der Gleichzeitigkeit von Kommunikation und Information. Schülerinnen und Schüler erleben diese Form von Reizen - wie im Übrigen auch ihre Eltern - als ungemein stimulierend und fordernd zugleich. Die höchst individualisierten Mechanismen der Spielewelt und der Kommunikationswege sowie die angeblich schnelle Verfügbarkeit von Wissen beeinträchtigen die Fähigkeit, konzentriert und ausdauernd an Fragestellungen zu arbeiten, deren Attraktivität sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Die Zeit, die Schülerinnen und Schüler mit Freunden oder alleine im Netz, am PC bzw. mit dem Smartphone verbringen, nimmt manche derart in in Anspruch, dass wichtige Dinge in den Hintergrund treten - Sport, Hobbys und natürlich Hausaufgaben.
Insbesondere dann, wenn Schülerinnen und Schüler keine Distanz mehr zu diesen Formen der Weltbegegnung entwickeln können, ist die physisch-psychische Gesundheit und damit natürlich auch der Schulerfolg gefährdet.
Eltern und Schulen müssen deshalb zu einem sinnvollen Umgang mit digitaler Technik anleiten, Regeln und Auszeiten vereinbaren und kontrollieren.
Gleichzeitig müssen Lehrkräfte Frotbildungsangebote erhalten und sich selbst individuell weiterbilden, um als Insider argumentieren zu können und so zu überzeugen. Schüler nehmen allgemeine Warnungen vor den Gefahren der Technik nicht ernst, wenn sie ihre Lehrer nicht als kompetent erleben. Gleichzeitig kann der sinnvolle Umgang mit der Technik nur dann eingeübt werden, wenn er im Unterricht seinen Platz hat.
Neuer Glasfaseranschluss eröffnet eine neue Qualität der Digitalisierung
Im März 2020 beginnt für die Wilhelm-Löhe-Schule mit der Anbindung an das Glasfasernetz eine neue Ära der Digitalisierung. Mit der neuen Technik erhöht sich die Geschwindigkeit der Internetanbindung für die im Unterrichts- Verwaltungsnetz angeschlossenen Geräte auf bis zu 1GB/s. Damit braucht die Schule keinen Vergleich mit Universitäten und anderen großen Einrichtungen mehr zu scheuen. Auch für die im WLAN angemeldeten Geräte erhöht sich die Datengeschwindigkeit auf 500 Mb/s und bietet damit die schnellste Verbindung, die zur Zeit am Markt zu haben ist. Im Schuljahr 2015/16 bereits war die WLan -Vernetzung des gesamten Schulhauses abgeschlossen. Gleichzeitig wurden Zug um Zug in allen Teilschulen die Tafeln durch Smartboards ersetzt, um digitalen Medieneinsatz sowie die seit 2015 eingerichtete Cloud-Lernplattform sinnvoll nutzen zu können. Alle Schülerinnen und Schüler können sich dort im Internet mit Login und Passwort individuell einloggen:
Jeder Account umfasst grundsätzlich:
Die digitale Technik muss im Dienst unserer didaktischen und pädagogischen Arbeit stehen. Nach unserer Auffassung motiviert vor allem die persönliche Begegnung zwischen Lehrern und Schülern dazu, sich auf Lernvorgänge einzulassen, wodurch schulischer Erfolg befördert wird. Deshalb darf die Verwendung einer Internetplattform diesem Miteinander nicht im Wege stehen. Fronter wird diesem Anspruch gerecht. Schülerinnen und Schüler können von ihren Lehrkräften aktuelle, gezielte und weiterführende Informationen und Materialien über schulische Inhalte erhalten. Sie haben die Möglichkeit von zu Hause aus gemeinsam an bestimmten Inhalten zu arbeiten, die in der Schule vorgestellt werden können. Wenn Schülerinnen und Schüler an Schulfahrten teilnehmen oder krank sind, sind sie durch die Plattform schnell über den Stand der Dinge informiert.
Lernplattformen leben vom regen Austausch und müssen Schritt für Schritt aufgebaut werden, damit sie ihren Zweck erfüllen. In dieser Testphase werden somit noch nicht alle Möglichkeiten in vollem Umfang genutzt und so manche Möglichkeiten erst im Laufe der Zeit entdeckt.
Im nächsten Schritt testet die Schule die Möglichkeiten der neuen digitalen Schulbuchgeneration. Die Entwicklung auf diesem Gebiet ist noch sehr uneinheitlich und auch datenschutzrechtlich nicht völlig überschaubar. Auch deshalb muss der erste Schritt immer dem zweiten vorausgehen. Vor- und Nachteile müssen bedacht und gegeneinander abgewogen werden.
1. Ziel des Curriculums
Die Medienkompetenz kann mittlerweile als vierte Grundkompetenz neben Rechnen, Lesen und Schreiben angesehen werden. Daher muss sie Bestandteil eines umfassenden Bildungszieles sein. An der WLS wird folgerichtig ein Medienkonzept umgesetzt, das sich an den geltenden Lehrplänen der Teilschulen orientiert und eine ähnliche Struktur besitzt: Verschiedene Themenstränge werden dabei im Lauf der Jahrgangsstufen kumulativ aufgebaut, so dass den Lernenden ein altersgemäßer und sicherer Umgang mit den sogenannten neuen Medien (und auch den alten) ermöglicht wird.
2. Inhalte
Im Bemühen eine Überfrachtung der ohnehin straff gefüllten Lehrpläne zu vermeiden und dennoch wichtige Kompetenzen zur Nutzung digitaler Medien zu vermitteln, wurde in Anlehnung an existierende Konzepte (vgl. z.B. Medienreferenzschule Sigmund-Schuckert-Gymnasium, Nürnberg) und im Blick auf generelle Überlegungen der Medienpädagogik (vgl. Baacke, Dieter, Medienpädagogik, Tübingen 1997) das beigegebene Kompetenzraster (s. Anlage) erarbeitet. Den aufgeführten Kompetenzen wurden dann die angestrebten Inhalte zugeordnet und altersgemäß auf die einzelnen Jahrgangsstufen verteilt. Dabei wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass mittlerweile sowohl an unserer Schule, als auch allgemein (vgl. Jim-Studie, www.mpfs.de) ein großer Teil der Schülerinnen bereits in der 5. Jahrgangsstufe ein Smartphone besitzt und Zugang zu sozialen Netzwerken und Online-Angeboten hat.
3. Umsetzung
Die Umsetzung des Medienkonzeptes beruht auf fünf Säulen.
3.1 Lehrplangemäße Umsetzung
Wo der Lehrplan konkrete medienpädagogische Inhalte vorsieht, wurden und werden diese in den entsprechenden Fächern natürlich umgesetzt. Vertreter der einzelnen Fachschaften prüften allerdings, wo es im Sinn eines umfassenden Medienkonzeptes einer Schwerpunktsetzung bedarf oder eine Ergänzung wünschenswert wäre. Zudem werden - wo möglich - Chancen und Risiken der neuen Medien sinnvoll mit sonstigen Lehrplanthemen verknüpft. Als Beispiel sei hierfür das Lehrplanthema 5.1 „Ich und andere“ in evangelischer Religionslehre genannt, wo der Inhalt „Achtung der Würde des anderen“ u.a. durch eine Unterrichtseinheit zu „Cybermobbing“ verdeutlicht wird.
3.2 Umsetzung in Vertretungsstunden
Dort, wo die Erfordernisse des Medienkonzeptes über die Lehrplaninhalte hinausreichen, werden in Vertretungsstunden medienpädagogische Inhalte vermittelt. Einem Team medienaffiner und durch schulinterne Fortbildungen qualifizierter Lehrkräfte werden hierfür vorgefertigte Unterrichtseinheiten zur Verfügung gestellt. So ist sichergestellt, dass im Vertretungsfall ohne großen persönlichem Vorbereitungsaufwand die entsprechende Unterrichtseinheit angemessen durchgeführt werden kann. Das Lehrerteam ergänzen dabei die Sozialpädagogen aus dem Beratungszentrum der WLS und der Bibliothekar unserer Schule, die ihrer beruflichen Qualifizierung entsprechende Themenbereiche mit den Klassen erarbeiten.
3.3 Umsetzung an Projekttagen
Besonders gut geeignet für umfangreichere Unterrichtseinheiten sind Projekttage, die genügend Raum zum eigenständigen Erproben und Erarbeiten der digitalen Medien bieten. In Jahrgangsstufe 7 wird beispielsweise an 2 Tagen ein Projekt zur Mediensicherheit unter Einbezug externer Partner durchgeführt. Die 8. Klassen erarbeiten sich an 2 Projekttagen Grundlagen des Filmschnitts.
3.4 Umsetzung in zusätzlicher Unterrichtsstunde
Unerlässlich für den Umgang mit dem Computer ist das Beherrschen der Tastatur. Die richtige Technik soll SchülerInnen möglichst früh durch Erlernen des 10-Finger-Schreibens ermöglicht werden.
3.5 Umsetzung durch Einbezug der Eltern
Der Großteil der Mediennutzung durch die SchülerInnen geschieht außerhalb der Schulzeit. Medienpädagogische Erziehung ist daher ohne Unterstützung der Eltern nicht zu leisten, ganz gleich ob es sich um Kontrolle des Online-Verhaltens der Jugendlichen handelt oder um eine realistische Einschätzung der SchülerInnen im Blick auf den eigenen Medienkonsum geht. So sind Eltern einerseits eingebunden beim Erstellung eines Medientagebuchs, welches im Klassenverbund dann gemeinsam ausgewertet wird (Jahrgangsstufe 5). Andererseits müssen die Eltern auch entsprechend informiert und sensibilisiert werden für Chancen und Gefahren der digitalen Medien. Dies geschieht in Veranstaltungen beispielsweise zur Mediensicherheit oder bei pädagogischen Elternabenden.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass auf diesen Wegen in vielfältiger Weise Fähigkeiten und Kenntnisse zum Umgang mit den digitalen Medien vermittelt werden. Was erlernt wurde, braucht auch Raum, um erprobt und geübt zu werden. Nicht zuletzt deswegen ist unseren SchülerInnen ab der 8. Klasse in der unterrichtsfreien Zeit der verantwortungsvolle Gebrauch digitaler Geräte wie Smartphone oder Tablet-Computer erlaubt. Das Medienkonzept intendiert daher, dass in den Jahrgangsstufen 5-7 die Grundlagen sowohl das technische Know-How als auch die erforderliche ethische Reflexion betreffend gelegt werden. Gegen Ende der 7. Klasse haben die SchülerInnen dann die Möglichkeit Gelerntes zu präsentieren und mit einem Medienführerschein die Erlaubnis für den verantwortungsvollen Gebrauch der Geräte an der Schule zu erwerben.
4. Ausstattung
Neben den Computer- und Medienräumen der WLS stellt die Bibliothek ein Zentrum für analoge und digitale Recherche dar. Dort sind fünf feste Computerarbeitsplätze installiert. Zudem finden sich dort ausleihbare Tablets oder Laptops. Im Schuljahr 2020/21 wurden bisher 96 Geräte für alle Schularten aus dem Schülerleihgerätebudget angeschafft und für die Ausleihe bereit gestellt. Weitere Geräte folgen noch. Alle Klassenzimmer sind mittlerweile mit WLAN versorgt, um im Unterricht verstärkt digitale Medien einbeziehen zu können. Die alten Tafeln wurden sukzessive durch interaktive Tafelssysteme mit Dokukamera ersetzt oder mit einer Projektionsmöglichkeit ergänzt. Alle SchülerInnen haben zudem einen eigenen Zugang zur schuleigenen Internetplattform „Fronter“, die über verschiedenste Möglichkeiten der Teamarbeit, Präsentation, Speichernutzung, Informationsbeschaffung und Kommunikation verfügt.
5. Projekte und Projekttage
Neben dem lehrplangemäßen Unterricht werden verschiedene Projekte und Projekttage regelmäßig durchgeführt. Eine komplette Umsetzung erfährt das Medienkonzept derzeit in den weiteren Jahrgangsstufen. Ein sukzessiver Aufbau ist im Gang. Dabei sind natürlich alle Ansätze des Lehrplan Plus einzubeziehen.